Geschichte

Geschrieben von Super User

Der Schach-Club Geislingen kann stolz auf eine über 100 jährige Geschichte zurückblicken. Gegründet wurde er am Donnerstag, den 16.11.1881 im damaligen Gasthaus "Zur Krone" in Geislingen. Die 12 Gründungsmitglieder waren:         Reallehrer Fetscher, Lehrer Henzler, Kollaborator Köpf, Praeceptor Lauer, Amtsrichter Neuer, die Beamten der WMF Sellentin, Baer, Sommer, Bienz, Knorr und die Herren Keppel und Miller. Zum ersten Vorstand wurde der Reallehrer Fetscher gewählt, Sekretär und gleichzeitig stellvertretende Vorsitzender, Schriftführer und Kassier wurde der Praeceptor Lauer. Herr Köpf wurde aufgrund seines hohen Ansehens und seiner sehr guten Schachkenntnisse zum Ehrenmitglied ernannt. Die ersten Statuten wurden aufgestellt und enthielten sehr strenge Regelungen: Für jeden Spielabend wurde eine Mark Eintritt erhoben, fehlte man, musste man 10 Pfg. Strafe zahlen; für falsches Matt ansagen 5 Pfg. Das damalige Gasthaus Krone diente als Spiellokal.  Von Anfang an wurden über den Winter kleine Clubturniere ausgetragen, bei denen stattliche Preisgelder ausgegeben wurden: Der 1. Preis war 1,20 Mark, der 2. Preis 80 Pfg. Und der 3. Preis 60 Pfg. Zum Vergleich: Für 40 Pfg. bekam man damals schon ein gutes Vesper.

Der erste Mannschaftskampf wurde am 5.3.1882 auf Einladung des um 5 Jahre älteren Schachvereins Göppingen in der Bahnhofsgaststätte in Süssen ausgetragen, leider ist das Ergebnis nicht mehr bekannt.

In den folgenden Jahren hatte der junge Schach-Club einige Schwierigkeiten zu überwinden. Im Jahr 1885 drohte sogar seine Auflösung. Unter der 1886 übernommenen Leitung des Geometers Banzhaf wurden diese Krisen schließlich gemeistert. In diesen Jahren schwankte die Mitgliederzahl des Clubs zwischen 5 und 10. Gründe für diese niedrigen Zahlen waren zum einen eine deutlich geringere Einwohnerzahl Geislingens, zum anderen war das Schachspiel damals nur in privilegierten Kreisen verbreitet.

Von 1889 bis 1890 war Herr Sautter erster Vorstand, bis 1905 übernahm Herr Sellentin, welcher von Herrn Schmidt abgelöst wurde, dieses Amt. 1906 gewann der Schach-Club durch Ehrenmitglied Paul Salomon und 1908 durch Ehrenvorstand Kaufmann Ernst Bickel zwei wertvolle Mitglieder hinzu. Letzterer wurde zum Mentor des Schach-Clubs und ihm ist es zu verdanken, dass der Schach-Club jeweils nach den beiden Weltkriegen zu neuem Leben erweckt wurde.
Während des ersten Weltkrieges kam das Schachleben in Geislingen zum Erliegen. Am 5. Mai 1920 trafen sich 18 Schachspieler durch die Initiative der Herren Bickel, Salomon und Muehlhaeuser zu einer Aussprache. Alle ließen sich als Mitglieder eintragen, Ernst Bickel wurde zum Vorstand gewählt und wieder traf man sich regelmaessig zum Schachspielen im Bahnhof-Hotel in Geislingen, das schon einige Jahre zuvor als Spiellokal gedient hatte.

Regelmäßig wurden Clubturniere sowie Mannschaftskämpfe gegen Göppingen, Schwäbisch Gmünd, Ulm und Untertürkheim ausgetragen. Im Jahre 1927 trat Vorstand Bickel zurück und wurde aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste zum Ehrenvorstand ernannt. Sein Nachfolger Georg Brenner wurde im Jahr darauf von Emil Nagel abgelöst, welcher wiederum ein Jahr später aus Geislingen wegzog und das Amt des Vorstandes Oberstudienrat Karl Schneider übergab. In den folgenden Jahren fand das Schachspiel Eingang in breitere Volksschichten und die Mitgliederzahl des Schachclubs stieg. Viele Mitglieder besuchten Schachkongresse und –Turniere und erzielten einige beachtliche Erfolge. Besonders erwähnenswert ist ein Sieg des späteren Vorsitzenden Ferdinand Specker gegen den damaligen Schachweltmeister Dr. Alexander Aljechin bei einem Simultanturnier am 30. April 1934 in Stuttgart.

Im Jahre 1933 musste aufgrund der Gleichschaltung Vorstand Schneider zurücktreten, da er nicht Mitglied der NSDAP war und Herr Hermann Keidel wurde zum kommissarischen Leiter ernannt. Ab 1937 übernahm Oberstudienrat Schneider zum zweiten Mal das Amt des Vorsitzenden, da er durch die Gleichschaltung Parteimitglied wurde, und leitete den Schach-Club bis 1945, bis er dieses Mal aufgrund seiner Mitgliedschaft abtreten musste. 1945 fand in Deutschland nach dem Zusammenbruch kein Vereinsleben statt.

Wie bereits nach dem ersten Weltkrieg rief Ehrenvorstand Ernst Bickel den Schach-Club erneut ins Leben, indem er 1946 bei der Militärregierung eine Lizenz für den „Schachverein 1881 Geislingen/Steige“ erstand. Neben dem alten Stamm traten dem Club viele neue und spielstarke Mitglieder bei, durch deren Hilfe der Schach-Club für ein Jahr in der damaligen höchsten Klasse Württembergs spielte. Zu dieser Zeit fanden jährlich Stadtmeisterschaften, Vereinsmeisterschaften und Mannschaftskämpfe statt, die dazu beitrugen, die Spielstärke des Clubs zu heben. Auch auf die Jugendarbeit wurde verstärkt Wert gelegt. 1949 legte Ehrenvorstand Ernst Bickel aus Altersgründen sein Amt nieder. Neuer Vorstand wurde Herr Lorenz Fretz, der jedoch nach einem Jahr aus beruflichen Gründen aus Geislingen wegzog. Sein Nachfolger wurde Herr Fritz Schmid, ein Meisterspieler mit herausragender Spielerpersönlichkeit, den es leider nach 2 jähriger Amtszeit zurück in seine badische Heimatstadt Pforzheim zog. Während seiner Amtszeit wurde auf Antrag des Ehrenmitgliedes Ferdinand Specker der traditionelle Name des Vereins „Schach-Club 1881 Geislingen/Steige“ wieder angenommen. Als Nachfolger von Fritz Schmid übernahm zum dritten Mal Karl Schneider den Vorsitz. Als dieser 1960 aus Altersgründen zurücktrat, wurde Druckereibesitzer und Ehrenmitglied Ferdinand Specker zu seinem Nachfolger gewählt, unter dessen Amtszeit der Schachclub sein 100-jaehriges Bestehen feierte.

Das 125-jährige Jubiläum unter Vorstand Erich Neuwirth wurde groß gefeiert: Jugendweltmeisterin Elisabeth Pähtz gab ein Training und trat simultan gegen alle interessierten Spieler an. Zudem richtete Spielleiter Adolf Köder ein Schnellschachturnier aus.

Inzwischen ist der Schachclub Geislingen über 130 Jahre alt. Leider musste die zweite Mannschaft aufgrund von Spielermangel abgemeldt werden. Die erste und inzwischen einzige Mannschaft kann sich seit mehreren Jahren hintereinander in der Bezirksliga halten.

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